NTT DATA Business Solutions
Dr. Michael Galla | September 9, 2020 | 4 min.

IBP und PP/DS in SAP S/4HANA-Projekten - Die Komplexität gering halten

Viele SAP-Anwender sehen sich im Zuge ihrer SAP S/4HANA-Strategieentwicklung mit der Frage konfrontiert, wie sie am besten mit den Anforderungen und eventuell vorhandenen Lösungen für den Bereich Supply Chain Planning umgehen sollen. Hierbei sind besonders die beiden Themenschwerpunkte Absatzplanung / Sales & Operations Planning und Produktionsfeinplanung zu betrachten.

Eine vorgezogene Implementierung der Absatzplanung bzw. des Sales & Operations Planning kann die Komplexität des SAP S/4HANA-Projektes reduzieren

Bei der Absatzplanung bzw. Sales & Operations Planning ist der Ausgangspunkt häufig eine Lösung auf Basis der klassischen flexiblen Planung (aufsetzend auf LIS-Infostrukturen) oder eine APO-Lösung (aufsetzend auf APO Demand Planning oder APO Supply Network Planning). Beide Lösungen sind in SAP S/4HANA strategisch nicht mehr sinnvoll. Zahlreiche SAP-Anwender haben für diesen Bereich allerdings im ECC-System gar keine Lösung implementiert und erhoffen sich von der SAP S/4HANA-Umstellung auch in diesem Bereich neue Möglichkeiten.

Von jedem dieser drei Ausgangspunkte ist die Ziellösung für den Bereich Absatzplanung / Sales & Operations Planning die Cloud-Lösung SAP Integrated Business Planning (IBP). Ein ganz wichtiger Aspekt hierbei ist das Wörtchen „Cloud“, denn diese ermöglicht es, eine Implementierung von SAP IBP auch unabhängig von einer SAP S/4HANA Umstellung zu planen.

Eine zeitlich vorgezogene Implementierung von SAP IBP kann helfen, das S/4HANA-Projekt zu entzerren. Der wichtige Prozess Sales & Operations Planning kann vollständig implementiert und im ersten Schritt an die bestehende ERP-Lösung angebunden werden. Dadurch können eventuell bestehende alte Lösungen (flexible Planung, stochastische Disposition oder SAP-APO-Lösungen), die in SAP S/4HANA nicht mehr sinnvoll sind, bereits im Vorfeld der S/4HANA-Implementierung durch die zukunftsweisende IBP-Lösung abgelöst werden. Für ein S/4HANA-Projekt bedeutet dies zusätzliche Sicherheit, da die Planungsprozesse dann bereits etabliert sind und stabil laufen – lediglich das „Umhängen“ der Anbindung vom alten ERP-System auf das neue S/4HANA-System muss dann noch erfolgen.

Produktionsfeinplanung in S/4HANA – pro und contra einer parallelen Einführung

Seit S/4HANA 1610 ist die Lösung Production Planning / Detailed Scheduling (PP/DS) technologischer Bestandteil von SAP S/4HANA. Das eröffnet neue Möglichkeiten für S/4HANA-Anwender, die Produktionsfeinplanung direkt im S/4HANA-System durchzuführen. Einige ERP-Anwender sorgen sich jedoch, ob die Implementierung von PP/DS nicht zusätzliche Komplexität für das S/4HANA-Projekt bedeutet.

Tatsächlich sind einige Aspekte bei der Implementierung von PP/DS zusätzlich zu beachten. Allerdings führt die Lösung PP/DS selbst erstmal nicht zu einer höheren Komplexität im Projekt. Vielmehr hat der Grad der angestrebten Automatisierung maßgeblichen Einfluss auf die Komplexität – je integrierter der Prozess und je höher der Automatisierungsgrad, desto geringer auch die Fehlertoleranz, z.B. im Hinblick auf Stammdaten.

Andersherum betrachtet bedarf es bestimmter Stammdatenstrukturen, um hochintegrierte Prozesse und höhere Automatisierungsgrade implementieren zu können. Das ist ein Argument dafür, PP/DS gleichzeitig mit SAP S/4HANA zu implementieren, um diese Anforderungen an die Stammdatenstrukturen in der Implementierung berücksichtigen zu können. Hiervon sind potenziell die Stücklistenstrukturen und die Arbeitspläne bzw. Planungsrezepte betroffen. Auch die Integration mit angrenzenden Themenbereichen, wie beispielsweise mit MES-Systemen oder mit SAP EWM (vor allem im Bereich der Materialbereitstellung für die Produktion) sollte frühzeitig beleuchtet und konzeptionell gelöst werden. Ein Versäumnis der Berücksichtigung dieser Aspekte kann dazu führen, dass Strukturen oder Prozesse bei einer späteren, nachgelagerten PP/DS-Einführung noch einmal verändert werden müssen.

Der Ratschlag für alle Unternehmen, die im Zuge ihrer S/4HANA-Implementierung eine Produktionsfeinplanung mit SAP PP/DS implementieren möchten, muss also sein, die PP/DS-Implementierung direkt in die S/4HANA-Implementierung zu integrieren. So können die oben erläuterten Abhängigkeiten betrachtet und das Risiko nachträglicher Anpassungen vermindert werden. Sehr wohl betrachten sollte man jedoch, welche Prozesskomplexität im Zuge der S/4HANA-Implementierung in der Produktionsplanung angestrebt wird. Hier haben viele unserer Kunden sehr gute Erfahrungen mit einer schrittweisen Implementierung gemacht, indem sie zunächst eher manuelle Prozesse etablierten und erst in einer späteren Phase den Grad der Automatisierung erhöhten.

Sie haben Fragen zum Thema? Kontaktieren Sie mich gern, ich freue mich, Ihre Fragen zu beantworten.

 von Dr. Michael Galla, Head of Team Supply Chain Planning, Head of Center of Excellence Supply Chain Planning, NTT DATA Business Solutions AG –
E-Mail: [email protected]

Sales & Operations Planning in der Konsumgüterindustrie

Sich schnell verändernde Nachfragesituationen und gleichzeitig hohe Anforderungen an die Produktverfügbarkeit waren und sind besondere Herausforderungen für die Konsumgüterindustrie. Supply Chain Planer bewegen sich stets in einem Spannungsfeld zwischen volatilen Bedarfsplänen, Restriktionen in Produktion und Beschaffung sowie der jährlichen Budgetplanung.

Die Ready-to-Run-Lösung it.sales and operations planning for consumerR2R basiert auf der SAP-Cloud-Lösung Integrated Business Planning und legt dabei besonderen Wert auf eine schlanke Prozessgestaltung mit optimaler Unterstützung der einzelnen Planungsaktivitäten. Die Fokussierung auf typische Branchenanforderungen macht die Lösung insbesondere für Unternehmen attraktiv, die schnell und ohne große Implementierungsaufwände eine effektive Unterstützung für ihren Sales-and-Operations-Prozess etablieren möchten.

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