Mit SAP S/4HANA Manufacturing for Production Engineering and Operations (PEO)
Komplexe Produktionsprozesse managen
Hohe Fertigungstiefe? Wachsende Stücklisten? Ausgeprägtes Änderungsmanagement? Fehlende Werkerführung? Hohe Dokumentationsanforderungen? Dies sind nur einige der Fragestellungen, mit denen sich SAP-Anwender in der diskreten Fertigungsindustrie detailliert auseinandersetzen müssen. Mit SAP Production Engineering and Operations (PEO) wird im SAP S/4HANA eine umfangreiche Auswahl von Werkzeugen und Best Practice-Prozessen angeboten, um diese Herausforderungen zu bewältigen.
Als Line-of-Business-Solution sind die Funktionen direkt im SAP S/4HANA Kern implementiert, was eine einfache Integration der PEO-Werkzeuge in die logistischen Prozesse des Projektsystems und der Produktionsplanung ermöglicht.
Wir geben im Folgenden einen Überblick über einige der PEO-Funktionen.
Detaillierung des Prozesses bereits auf Stammdatenebene
Durch eine tiefe Integration von Produktentwicklungsprozessen können bereits frühzeitig konstruktive Daten wie 3D-Modelle und Konstruktionsstücklisten in den Prozess eingebunden werden. Die Einführung von versionierbaren Stücklisten ermöglicht eine vereinfachte Einbindung von PDM-Systemen, während die CAD-Daten im gesamten Produktlebenszyklus wiederverwendet werden können. So können die Konstruktionsstrukturen im SAP 3D Visual Enterprise Manufacturing Planner intuitiv unter Zuhilfenahme des 3D-Modells in Fertigungsstücklisten transformiert werden. Dabei ist auch eine Erstellung des Arbeitsplans inklusive Komponentenzuordnung sowie eine grundlegende Erstellung von Montageanleitungen möglich.
Im Bereich der Produktionsplanung bietet SAP PEO die Möglichkeit, in eigenen Fertigungsarbeitsplänen den Produktionsprozess über sogenannte Aktionen detailliert abzubilden. Unter Verwendung von Dokumenten, Bildern und dynamischen Bausteinen (beispielsweise Warenbewegungen, Fertigungshilfsmittel oder Q-Prüfungen) entstehen umfangreiche Arbeitsanweisungen, welche dem Werker später direkt am Bildschirm zur Verfügung stehen und ihn durch den Produktionsprozess führen.
Für die detailliertere Planung lassen sich “Drag&Drop“-Komponentenzuordnungen zu den einzelnen Aktionen durchführen und benötigte Qualifikationen für eine spätere Personalplanung hinterlegen.
Die Fertigungsarbeitspläne sind ebenfalls versioniert, vollständig in die Änderungsmappe integriert und greifen sowohl auf die versionierten Stücklisten als auch auf die 3D-Modelle der Produktentwicklung zu.
Werkerplanung und -interaktion über spezielle Oberflächen
Planung und Durchführung des Fertigungsauftrags werden in SAP PEO über eigens hierfür konzipierte FIORI Apps ausgeführt. Anhand der hinterlegten Qualifikationen werden den anstehende Aufträgen Mitarbeiter zugeordnet und deren Arbeitsvorräte gefüllt. SAP PEO ist nahtlos in bekannte Planungsinstrumente wie PP/DS, aber auch SAP DMC oder SAP ME integriert.
Dem Werker stehen die modellierte Arbeitsanweisung, eine umfangreiche Fehlererfassung und Zeitereignis-Rückmeldung zur Verfügung sowie auch die Dokumentation von Warenbewegungen, z.B. chargen- oder serialnummerngeführter Komponenten – direkt am Arbeitsplatz. Neben der Einbaudokumentation von Baugruppen ist auch eine Demontage oder ein Austausch möglich.
Über Qualifikationen und Teamzuordnung lässt sich ein Q-Prüfer hinzuziehen oder ein Abnahmevorgang auslösen. SAP PEO verwendet die im SAP S/4HANA eingeführte Fehlererfassung, um Folgeaktionen im Qualitätsmanagement anzustoßen.
Zentrale Dokumentation in einer Produktgenealogie
In der Produktgenealogie zum produzierten Material werden sämtliche relevante Daten gespeichert. Dies beinhaltet unter anderem:
- Alle durchgeführten Arbeitsschritte mit gemeldeten Zeiten
- Ergebnisse geplanter QM Prüfungen sowie ad hoc erfasster Fehler und Maßnahmen
- Verwendete und erfasste Dokumente und Werkzeuge
- Einbaudokumentation von Baugruppen (inklusive Chargen- und Serialnummern)
Änderungsmappe als Bindeglied zwischen PLM und PP
Änderungen stellen meist eine besondere und umfangreiche Herausforderung dar, die heute oft nur durch hohen Aufwand und komplizierte Prozesse lösbar scheint. Durch die Nutzung der Änderungsmappe, die Teil des PEO-Portfolios ist, kann dieser Aufwand erheblich reduziert werden. Die Änderungsmappe bietet eine Sammlung der betroffenen und zu ändernden Objekte – sowohl Stammdaten als auch Bewegungsdaten – sowie eine dedizierte Workflow-Steuerung, mit der zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Personen mit den richtigen Aufgaben versorgt werden. Durch Nutzung der Auswirkungsanalyse kann detailliert nachvollzogen werden, welche Objekte durch eine konstruktive Änderung betroffen sind und welche Aktivitäten hierdurch notwendig werden. So zeigt das System grafisch auf anschauliche Weise die maßgeblichen Daten an und bietet direkt die Möglichkeit, relevante Aktionen durchzuführen. Somit ist eine vollständige und kontrollierte Abarbeitung der Änderungen und somit eine deutliche Beschleunigung des gesamten Änderungsprozesses möglich.
– von Jochen Bergheimer, PLM Expert, NTT DATA Business Solutions AG –
E-Mail: [email protected]