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Stephan Limberg | Januar 12, 2017

Compliance als Herausforderung für die Chemie-Industrie

Compliance-Katalog als Herausforderung für die chemische Industrie

Sicherheit, Gesundheits- und Umweltschutz – Themen, die heute wichtiger sind denn je. Und das nicht nur, weil man es mit einer extrem aufmerksamen Öffentlichkeit und wachsamen Medien zu tun hat. Auch der Forschungsstand zu den Konsequenzen wächst rasant. Entsprechend groß ist die Anzahl der Regularien, die Risiken eindämmen sollen. Für Unternehmen ist es daher wichtiger als je zuvor, sich der Verantwortung bewusst zu sein und entsprechend zu handeln. Doch wie lassen sich all die Vorgaben managen? Welche Herausforderungen gibt es? Und was hilft?

REACH – zunehmende Bringschuld der Unternehmen

In den letzten Jahren sorgt vor allem REACH (Europäische Chemikalienverordnung zur Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe) für Klarheit und Bündelung von notwendigen und aktuellen Regularien. Eingerichtet wurde REACH 2007 mit dem Ziel, Gesundheit und Umwelt zu schützen, außerdem den freien Verkehr von Chemikalien auf dem Binnenmarkt zu gewährleisten sowie Wettbewerbsfähigkeit und Innovation zu fördern. Hersteller, Importeure und nachgelagerte Anwender sollten Verantwortung übernehmen.

REACH änderte einen wichtigen Aspekt: Bis 2007 gab keine systematisch erhobenen Informationen. Diese mussten vom Hersteller erst geliefert werden, wenn Behörden bei Prüfung eine Informationslücke auffiel oder es Anzeichen von Umwelt- oder Gesundheitsgefährdung gab. Heute besteht eine Bringschuld der Unternehmen. Nach dem Motto „Keine Daten – Kein Markt“ sind die Hersteller verpflichtet, bei der Registrierung entsprechende Daten vorzulegen und etwaige Risiken selbst zu bewerten. Hier ist also ganz entscheidend, den Überblick auf Neuheiten, Änderungen und Aktualisierungen zu behalten.

REACH regelt auch die Weitergabe von Daten innerhalb der Lieferkette sowie die Substitution von besonders besorgniserregenden Stoffen. Doch nicht nur auf der B2B-Seite, auch mit Blick auf die Verbraucher wird die Informationsbringschuld größer. Konsumenten machen von ihrem Auskunftsrecht Gebrauch. Auch dies ist in REACH festgehalten.

Mitarbeiterschutz und Kennzeichnung

Ein weiterer streng regulierter Aspekt ist der tägliche Umgang mit Gefahrenstoffen am Arbeitsplatz. Schutzmaßnahmen, Gefahrenfall, die Wirkung von Produkten auf Menschen – all dies unterliegt Richtlinien, die sowohl ein- als auch nachgehalten werden wollen. Dies gilt ebenso für den Transport dieser Stoffe, egal ob auf Straße oder Schiene, mit Binnen- oder Seeschiff oder per Flugzeug. Und auch die Lagerung ist betroffen. Die eindeutige und nachhaltige Kennzeichnung von Produkten in der Chemie folgt Richtlinien und muss hohen Qualitätsanforderungen entsprechen. Verwechslungen von Produkten oder Behältern durch unleserliche oder abgelöste Kennzeichnungen können fatale Folgen haben.

Für Unternehmen sind dies alles große Herausforderungen. Aktualisierungen oder Änderungen müssen aufwendig überprüft, verfolgt und ins unternehmensinterne IT-System eingepflegt werden. Agiert ein Unternehmen global, vergrößert sich die Regularien-Anzahl auf ein Vielfaches.

Bereichsübergreifende Software und Schulungen als Lösung

Im Alleingang ist die Überwachung und Einhaltung dieser Vielzahl an Compliance-Vorschriften nicht zu bewältigen. Und Software, die lediglich auf einzelne Bereiche der Produktionskette zugeschnitten ist, muss hier scheitern – an mangelnder Verzahnung und aufwendigen Abgleicharbeiten der Bereiche untereinander. Eine individuell auf Unternehmen zugeschnittene Software hingegen integriert Vorschriften und gleicht die unterschiedlichen Bereiche entsprechend untereinander ab. Sie aktualisiert die vorgegebenen Richtlinien automatisch – falls nötig – und pflegt Änderungen ein, ohne dass sich Mitarbeiter in komplizierte Systeme einarbeiten müssen. Wer aktualisierte Regularien schnell und einfach zur Hand hat, kann kompetent Auskunft geben. Dies gilt für die gesamte Produktionskette – auch in Richtung von Lieferanten und schließlich bis zum Endverbraucher. Entscheidend dafür sind die Mitarbeiter. Diese müssen mit Regularien und Software umgehen und im Ernstfall schnell handeln. Entsprechende Schulungen sind gerade in diesem Bereich unerlässlich und sollten regelmäßig wiederholt werden.

– von Stephan Limberg, Leitung Branchenmanagement Prozessindustrie, NTT DATA Business Solutions AG –
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