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Daniel Westermann | Dezember 17, 2021 | 4 min.

Von FP&A zu xP&A: Weil Finanzdaten nur ein Teil des Controllings sind

FP&A – also Financial Planning and Analysis – ist im Finanzcontrolling seit Jahren eine feste Größe. Beschreiben lässt sich der Ansatz anhand von drei Tätigkeitsbereichen, die darauf abzielen, die finanzielle Stabilität eines Unternehmens zu sichern: Reporting, Integrierte Unternehmensplanung und Forecasting.

Image Blogbeitrag xP&A

Im Vergleich zu älteren Herangehensweisen im Controlling ist das ein erheblicher Fortschritt: weil nicht nur die Vergangenheit in Form von KPIs und Kennzahlen abgebildet wird (wie im Du-Pont-Schema, das schon 1919 entwickelt wurde), sondern auch Erkenntnisse zur Gegenwart und Zukunft gewonnen werden. Hinzu kommt, dass bei FP&A in der Regel neue und leistungsfähigere Tools genutzt werden, was das gesamte Controlling beschleunigt und agiler macht. Ergeben sich neue Entwicklungen, schlägt sich das direkt im Forecasting nieder; Planung und Budgetierung können in der Folge angepasst werden.

Was ist xP&A?

Und trotz all dieser Vorteile nutzt FP&A noch nicht das volle Potenzial, das in den Daten von Unternehmen steckt. Denn Financial Planning and Analysis bezieht sich ausschließlich auf die unmittelbare monetäre Dimension eines Unternehmens. Andere Dimensionen bleiben außen vor. Diesen blinden Fleck beseitigt xP&A – Extended Planning and Analysis. Wenn FP&A sich als vertikale Ausrichtung des Controllings verstehen lässt, dann ist xP&A die horizontale Ausrichtung. Das deshalb, weil die Finanzdaten um Daten ergänzt werden, die in den Fachbereichen anfallen und bislang ausschließlich dort genutzt wurden, um die eigene Leistung zu überwachen und kontinuierlich zu verbessern. Vollkommen unberücksichtigt blieb dabei, dass die Fachbereiche zwar ziemlich isoliert voneinander handeln (was ohnehin problematisch ist), sie sich aber dennoch gegenseitig beeinflussen.

XP&A-Grafik Blogbeitrag 12-2021
Während sich FP&A sich als vertikale Ausrichtung des Controllings verstehen lässt, ist xP&A die horizontale Ausrichtung, da alle Dimensionen in die Betrachtung mit einbezogen werden.

Wenn die F&E-Abteilung innovative und einzigartige Produkte entwickelt und die Produktion diese in hoher Qualität herstellt, hilft das dem Vertrieb beim Verkauf sehr. Wenn diese Produkte allerdings einen deutlich überdurchschnittlichen Preis haben, kann sich das wiederum als Hindernis beim Absatz herausstellen. Der enorme Benefit von Extended Planning and Analysis besteht darin, fachbereichsübergreifend das beste Ergebnis für das gesamte Unternehmen zu erzielen. Das gelingt, indem zunächst einmal Zusammenhänge aufgedeckt werden, die zuvor oft unbekannt waren. Und indem anschließend die verschiedenen Dimensionen so in Einklang gebracht werden, dass der gemäß der Unternehmensstrategie optimierte Outcome realisiert wird. Das kann dann möglicherweise bedeuten, sich bei Innovation und Qualität etwas zurückzunehmen, die Produkte dafür zu einem niedrigeren Preis anzubieten und damit den Absatz zu erleichtern. Vielleicht bedeutet es aber auch, das Budget des Marketings zu erhöhen, so den Mehrwert von Innovation und Qualität deutlich zu kommunizieren und so höhere Preise durchzusetzen.

xP&A erfordert einen Wandel der Organisation

xP&A im Unternehmen zu etablieren, ist natürlich auch ein technologisches Projekt: Erstens müssen Daten aus unterschiedlichen Quellen zusammengeführt werden. Zweitens müssen Datenmodelle erstellt werden. Und drittens müssen Analyse- sowie Visualisierungstools eingerichtet werden. Je nachdem, was bereits im Finanzcontrolling genutzt wird, ist das mehr oder weniger aufwendig.

Anspruchsvoller als der technologische Teil ist nach unserer Erfahrung aber der organisatorische Teil. Denn meist müssen hier fundamentale Veränderungen stattfinden. Zentral ist dabei die Bereitschaft der einzelnen Fachbereiche, sich in ein übergreifendes Controlling einzufügen. Um bestehende Vorbehalte zu überwinden, sollten zwei zentrale Bedingungen erfüllt sein:

  1. Die Ziele für jeden einzelnen Fachbereich dürfen nicht so formuliert sein, dass sie egoistisches Handeln incentivieren.
  2. Die Fachbereiche müssen erkennen, dass sie selbst vom übergreifenden Controlling profitieren.

Vor diesem Hintergrund sollte sich auch die bislang übliche Rollenverteilung verändern. Die Fachbereiche sollten beim Controlling selbst mehr Autonomie erhalten und (mithilfe entsprechender Self-Services) eigenständig Analysen ausführen können. Damit sollte ein Haltungswandel in den Fachbereichen einhergehen: Controlling dient nicht der Kontrolle, sondern verschafft wertvolle Erkenntnisse zu den jeweiligen Aufgaben! Das Controlling als Abteilung sollte deutlich weniger als Kontrollinstanz auftreten – was durchaus passiert – und sich stattdessen zum Sparringspartner für die Fachbereiche auf der einen Seite und dem Management auf der anderen Seite entwickeln.

Wenn sich Unternehmen auf den Weg machen, Extended Planning and Analysis einzuführen, ist das ein wichtiger Schritt zu einer Data-driven Compnay. Und diesen gehört – davon bin ich absolut überzeugt – die digitale Zukunft. Im Rahmen des Management & Controlling Kongresses habe ich mit Peter Bluhm, Geschäftsführer bei der Unternehmensberatung ATVISIO Consult, über den xP&A-Ansatz gesprochen. Ein Klick in das Video lohnt sich!

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Noch mehr Informationen zu Extended Planning and Analysis erfahren Sie in meinem Webinar: Aufbau einer integrierten Unternehmenssteuerung mit xP&A. Die Aufzeichnung ist kostenlos auf unserer Website abrufbar.

Auch unser Expert Paper „Planen, Steuern und Auswerten: So verbessern Sie Ihre Analysefähigkeiten für optimale Business-Entscheidungen“ gibt weitere spannende Insights zum Thema Extended Planning and Analysis:

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– von Daniel Westermann, Senior Expert Business Analytics & Information Management, NTT DATA Business Solutions AG –

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