NTT DATA Business Solutions
Dr. Thomas Harmuth | November 20, 2024 | 5mins

ERP-Zukunft: SAPs „Clean Core“-Ansatz macht Application Management Services (AMS) zum Erfolgsfaktor

Komplexe, gewachsene ERP-Infrastrukturen entwickeln sich für Unternehmen zu spürbaren Kostentreibern. Mit SAP RISE besteht nun die Möglichkeit, den ERP-Kern wieder zu verschlanken, um Effizienz und Innovationskraft zurückzugewinnen. Wollen Unternehmen einen solchen Clean Core realisieren, wird das allerdings ohne Application Management Services (AMS) kaum gelingen.

Clean Core und AMS

Was ist der „Clean Core“-Ansatz?

SAP ERP-Systeme bilden seit jeher mit ihren Modulen Standardprozesse ab. So gut die Konfigurationsmöglichkeiten auch sind, meist ist kundenspezifische Individualentwicklung unvermeidbar, um Geschäftsanforderungen optimal umzusetzen.

Über die Jahre werden Erweiterungen und neue Funktionen ergänzt und das ERP-System entfernt sich immer mehr vom Standard – was zulasten der Wartbarkeit und der Performance geht. Irgendwann sind selbst neue SAP-Funktionen nicht ohne Weiteres integrierbar.

Um sicherzustellen, dass die eigene IT-Infrastruktur langfristig flexibel und kosteneffizient bleibt, ist es erstrebenswert, den Kern des ERP-Systems unverändert (sauber) zu belassen. Dies wird als Clean Core bezeichnet. Änderungen und Erweiterungen werden dann nicht direkt im ERP-System vorgenommen, sondern in vom Kern unabhängige Erweiterungspunkte oder verbundene Systeme ausgelagert.

Warum sollten sich Unternehmen im SAP-Umfeld mit dem „Clean Core“-Konzept befassen?

Mit dem Auslaufen des Mainstream-Supports wird der Wechsel zu S/4HANA unumgänglich. So aufwändig das Transformationsprojekt scheint, es bietet für Unternehmen die Chance, ihre grundlegende ERP-Architektur nachhaltig auf die Zukunft einzustellen – sie in die Cloud zu verlagern, sie modularer und flexibler zu organisieren. Der Clean Core spielt hierbei eine Schlüsselrolle.

SAP unterstützt Unternehmen mit seinem „RISE with SAP“-Leistungspaket, die „Clean Core“-Philosophie umzusetzen. RISE bündelt alle Tools, Best Practices und Services, die Unternehmen benötigen, um eine dezentrale digitale Infrastruktur in der Cloud aufzubauen. Eine Infrastruktur, mit der sie technologische Innovationen schneller integrieren und das hohe Tempo der Marktveränderungen besser mitgehen können.

Mit welchen Tools lässt sich ein Clean Core umsetzen?

Die meisten Unternehmen arbeiten noch mit on-premise ERP-Systemen oder in gewachsenen hybriden Strukturen. Verfolgen sie das Ziel „Clean Core“, so stehen für die Individualisierung und Erweiterung des Standards zwei Ansätze zur Verfügung:

ABAP Cloud

Unter dem Begriff ABAP Cloud fasst SAP einige Programmiertechniken zusammen, mit denen sich Implementierungen direkt auf einem SAP-System durchführen lassen, ohne den Systemkern zu berühren. Unternehmen können so SAP-Standardanwendungen erweitern und systemnahe Anwendungen implementieren.

SAP Business Technology Platform (SAP BTP)

Auf der SAP BTP können Unternehmen Anwendungen und Funktionen bereitstellen, die das ERP-System funktional ergänzen. Ob Drittanbieterservices, Eigenentwicklungen oder neue SAP Services, zum Beispiel für KI: Die Plattform ist in der S/4HANA-Cloudarchitektur der zentrale Ort, um Funktionen so zu implementieren, dass sie nahtlos mit zentralen Systemen interagieren, ohne die Nachteile einer tiefen Integration.

Die Grenzen von S/4HANA- und „Clean Core“-Transformationsprojekten

Der Wechsel zu S/4HANA kann in unterschiedlichen Szenarien erfolgen. Während der Brownfield-Ansatz für eine Umstrukturierung Richtung Clean Core wenig geeignet ist, sind viele andere Optionen denkbar. Bei NTT DATA Business Solutions orientieren wir uns eng an den von SAP empfohlenen Best Practices, die wir auf Basis unserer Projekterfahrung optimiert haben.

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Egal, für welche Methode der Migration Sie sich entscheiden: Was als Transformationsprojekt beginnt, ist de facto kein abgeschlossenes Projekt. Zwar kann das ERP-System in einem überschaubaren Zeitraum in die Cloud migriert werden, doch einen vollständigen Clean Core erreichen Unternehmen nicht. Denn viele dafür erforderliche Erweiterungspunkte werden von SAP aktuell noch nicht an allen Stellen angeboten.

Die Migration ist daher vielmehr ein Trigger für eine kontinuierliche Weiterentwicklung der IT. Erfolgreiche Unternehmen haben ihre digitalen Systeme seit jeher dynamisch an Markt- und Technologieveränderungen angepasst. In den letzten Jahren haben sich die Rahmenbedingungen jedoch verändert.

Die interne IT ist angesichts der wachsenden Komplexität und Geschwindigkeit der digitalen Innovation nicht mehr in der Lage, neben dem Alltags- und Projektgeschäft zusätzlich die kontinuierliche Weiterentwicklung der IT-Infrastruktur zu forcieren. Für Wertschöpfung und Wettbewerbsstärke ist das allerdings entscheidend. Unternehmen suchen daher verstärkt externe Unterstützung, die über das einzelne Transformationsprojekt hinausgeht. Hier setzen strategische Application Management Services (AMS) an.

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Application Management Services (AMS): Vom Effizienz- zum Transformationstreiber

Traditionell übernehmen Application Management Services (AMS) die Pflege und Optimierung von Anwendungen und stehen als Support-Partner im laufenden Betrieb zur Seite. Dieser Service ist mittlerweile etabliert. Unternehmen verbessern durch das Outsourcing die Kosten- und Betriebseffizienz ihrer IT und setzen interne Ressourcen für wichtigere Tätigkeiten frei. Der Basisservice ist angesichts des permanenten Transformationsdrucks allerdings nicht mehr ausreichend, um echte Entlastung und Wettbewerbsvorsprung zu verschaffen.

Daher bieten mehr und mehr Dienstleister wie NTT DATA Business Solutions ein Application Management 2.0 an. Bei diesen strategischen AMS übernehmen die Dienstleister zusätzlich eine beratende Funktion. Sie kombinieren Strategie-, Technologie- und Prozessberatung.

Im Kontext von S/4HANA und dem Clean-Core-Ansatz würde ein strategischer AMS-Partner nicht nur nach Auftrag neue Anwendungen auf der SAP BTP entwickeln und diese anschließend betreiben. Er würde die IT-Leitung umfassend und regelmäßig beraten und das SAP-System sukzessive Richtung Clean Core weiterentwickeln. Unternehmen erhalten damit nichts weniger als Transformation as a Service.

Fazit: Strategische AMS erobern die SAP-Welt

Über 80 Prozent der Unternehmen mit SAP-Systemen lassen sich laut unserer Trendstudie beim Wechsel in die Cloud von externen Partnern unterstützen und auch danach setzt bereits eine Mehrheit auf Application Management Services, um ihre Transformation voranzutreiben.

Angesichts der steigenden Komplexität der IT, der hohen Marktdynamik und des Fachkräftemangels gewinnen ganzheitliche AMS an Bedeutung. Die Unternehmen, die Application Management Services bereits über die reine Betriebssicherung hinaus einsetzen, ziehen in unserer Trendstudie ein überaus positives Fazit. 86 Prozent von ihnen sind überzeugt: Wer auf erweiterte AMS verzichtet, wird zukünftig Wettbewerbsnachteile feststellen.

Wenn Sie sich detaillierter über aktuelle Nutzungstrends von Application Management Services informieren möchten und neugierig sind, wie weit die SAP-Transformation in anderen Unternehmen bereits vorangeschritten ist, lesen Sie unsere Trendstudie.

Trendstudie: Wie werden Cloud Computing, Automatisierung und künstliche Intelligenz die Landschaft des Anwendungsmanagements im Jahr 2024 umgestalten?

An der Umfrage nahmen 200 SAP- und IT-Manager:innen in verschiedenen europäischen Ländern und in den USA teil:

  • Vor welchen Herausforderungen stehen die Unternehmen beim Betrieb und der Weiterentwicklung ihrer Softwareanwendungen?
  • Wie hängen diese Herausforderungen mit SAP S/4HANA zusammen?
  • Wie wirken sich neue Entwicklungen in Bereichen wie Cloud, künstliche Intelligenz und andere Innovationen auf die Betriebs- und Entwicklungsstrategien von Unternehmen aus?

Trendstudie kostenfrei herunterladen

Christian Fischer

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