Ein Interview mit Hannes Elser und Harald Rodler, den Verantwortlichen der gemeinschaftlich entwickelten Systemlösung der NTT DATA Business Solutions AG und Scheidt & Bachmann IoT Solutions GmbH.
Behind the Scenes – die Geschichte hinter loopa
Scheidt & Bachmann, ein traditionelles Familienunternehmen in der 5. Generation, international vertreten und Marktführer im Bereich von Systemlösungen im Rahmen der Mobilität – Herr Elser, wie kam es zu dieser interessanten Partnerschaft mit der NTT DATA Business Solutions AG aus Bielefeld?
Hannes Elser (Managing Director – Scheidt & Bachmann IoT Solutions GmbH):
„Bereits seit der initialen SAP-Einführung vor vielen Jahren bei Scheidt & Bachmann besteht eine vertrauensvolle Partnerschaft zu NTT Data Business Solutions. So kam es auch, dass sich Scheidt & Bachmann vor rund zwei Jahren bei der Suche nach einer innovativen Lösung zur automatisierten Erfassung und Verbuchung von Warenbewegungen an NTT Data Business Solutions wendete. Da zu diesem Zeitpunkt keine passende Lösung am Markt verfügbar war, wurde der Entschluss gefällt für diese Herausforderung gemeinsam eine neue Lösung zu entwickeln.
Über ein Echtzeit Indoor-Lokalisierungssystem sollten Warenbewegungen erfasst und über einen Connector nahtlos in SAP verbucht werden. Als Technologie für das Lokalisierungssystem wurde letztendlich Bluetooth Low Energy ausgewählt, welches sich durch geringe Hardwarekosten, einen besonders niedrigen Energieverbrauch und eine hohe Kompatibilität zu nahezu jedem Endgerät auszeichnete.
Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nichts von dieser spannenden Partnerschaft, dafür jedoch schon eine ganze Menge über Bluetooth Low Energy. Als Gruppenleiter am Werkzeugmaschinenlabor der RWTH Aachen University untersuchte ich zu dieser Zeit im Rahmen meiner Dissertation die Fähigkeiten von Bluetooth Low Energie zur Lokalisierung von Bauteilen.
Ein knappes Jahr später führte mich eine erfolgreiche Initiativbewerbung zu Scheidt & Bachmann, wo ich den Proof-of-Concept, der in der Zwischenzeit gereiften Systemlösung mit dem Namen loopa, live miterleben durfte. Am selben Tag wurde auf Geschäftsführerebene auch die Entscheidung gefällt, diese Lösung nicht nur intern für Scheidt & Bachmann zu nutzen, sondern auch extern weiteren Unternehmen anzubieten. Hierfür wurde seitens Scheidt & Bachmann die neue Einheit IoT Solutions gegründet, welche ich nun als Geschäftsführer verantworten darf. Dank der vorlaufenden Unterstützung der vielen Experten seitens Scheidt & Bachmann und seitens NTT Data Business Solutions habe wir die Systemlösung loopa erfolgreich zur Marktreife weiterentwickelt.“
Herr Rodler, die NTT DATA Business Solutions, eines der weltweit führenden SAP-Beratungshäuser, wie kam es bei Ihnen im Unternehmen zu dieser Entwicklung und zum Kontakt mit Scheidt & Bachmann?
Harald Rodler (Head of Innovation Management – NTT DATA Business Solutions AG):
„Ich selbst bin im Innovationsumfeld seit ca. 7 Jahren und habe in meinem beruflichen Werdegang viele Logistik Projekte mit SAP-Systemen umgesetzt. Wir arbeiten bereits seit vielen Jahren bei der NTT DATA Business Solutions an der Fragestellung, wie wir unsere Kunden mit Innovativen und neuen Technologien in der Automatisierung im Zusammenspiel mit SAP-Lösungen am besten unterstützen können. Der entscheidende Punkt ist es die Warenbewegungen aus der realen Welt in Events zu übersetzen, welche dann automatisiert die Warenbewegungen in Echtzeit im SAP-System verbuchen. Dazu wurden in der Vergangenheit Lösungen wie die „Logistics Bride“ und „Smart Carrier“ bei uns entwickelt. Bei diesen Lösungen bedarf es immer einer individuellen Integration ins SAP-System.
Ein fester Bestandteil bei dem Vorgehen von Innovationsprojekten ist der Austausch mit Partnern, um so Co-Innovationen entstehen zu lassen und genau dieses wurde gemeinsam mit unserem Kunden und jetzigen Partner Scheidt & Bachmann umgesetzt. Durch die enge, vertrauensvolle Zusammenarbeit und das Einbringen der jeweiligen Expertisen ist die Lösung loopa entstanden, welche es ermöglicht eine hochintegrierte und abgestimmte Lösung anzubieten die Warenbewegungen und andere SAP-Objekte im SAP-System verbucht.“
Handelt es sich bei loopa um ein fest fixiertes Lösungsszenario für den Einsatz in einer gewissen Branche oder einem dedizierten Prozess?
Hannes Elser:
„Auch wenn die Idee für unsere Systemlösung aus dem Bereich der Produktionslogistik hervorgegangen ist, ist loopa in der Zwischenzeit weit darüber hinausgewachsen. Prinzipiell können wir jede Form von Warenbewegung in jeder Branche automatisiert erfassen und verbuchen. Um einmal auf ein ganzheitlich anderes Szenario zu schauen – denkbar ist beispielsweise auch die Rückverfolgung von Krankenbetten im Gesundheitswesen.
Hierzu wird einer unserer Bluetooth Low Energy Beacon physisch an dem zu erfassenden Gegenstand befestigt. Die ID des Beacons und die ID des SAP-Objektes werden anschließend softwareseitig im System miteinander verknüpft. So schaffen wir einen digitalen Zwilling des realen Objektes im SAP-System, welcher immer weiß wo er sich gerade in der Realität befindet. Aus den Ortswechseln des Gegenstandes leitet loopa konkrete Aktion bzw. Buchungsvorgänge in SAP ab.“
Gibt es bereits vorgefertigte Prozesse oder muss je Situation und Kundenanforderung das System neu konfiguriert und entwickelt werden?
Harald Rodler:
„Es gibt bereits out-of-the-box Prozesse wie z.B: der loopa Kanban-Prozess, der Handling Unit Prozess und Weitere. Durch diese out-of-the-box Szenarien können eine schnelle Implementierung und somit eine schnelle Amortisation erfolgen. Neben den bislang etablierten Standard Prozessen können auch kundenindividuelle Szenarien im Baukasten-Prinzip umgesetzt werden. Grundsätzlich können wir jede Art von Prozess im Zusammenhang eines SAP Backendsystems und unserer Tracking Lösung umsetzen – definitiv auch über die Grenzen der Logistik und Produktion hinaus.“
Wird die Systemlösung loopa heute bereits in einer produktiven Umgebung für einen solchen Standardprozess eingesetzt, und konnten bereits erste Erfahrungen gesammelt werden?
Hannes Elser:
„Wir setzten die Lösung in der Zwischenzeit nun bereits seit rund einem halben Jahr operativ in der Produktion von Scheidt & Bachmann ein. Zur Materialbereitstellung für unsere Endmontage setzen wir, wie viele andere Unternehmen auch, auf einen Kanban-Prozess. In denen mit loopa ausgerüsteten Bereichen können wir uns in der Zwischen die bis dato notwendigen manuellen Buchungsvorgänge mit Handscannern komplett sparen. Dies freut nicht nur das Management, sondern auch die Mitarbeiter:innen, welche diese Tätigkeiten bisher noch nie begeistert hatten.
Das ist jedoch erst der Anfang. Die Systemlösung loopa bringt für uns noch viele weitere Potentiale, welche wir gerade erst beginnen zu erschließen. Die neu gewonnene Transparenz über den Status quo in der Produktion hilft uns beispielsweise auch Such- und Wartezeiten zu reduzieren, sowie den Materialfluss langfristig zu optimieren.
Darüber hinaus ist unser loopa.Beacon nicht nur ein einfacher Sender, sondern vielmehr eine IoT-Plattform. Durch die neuste Bluetooth 5.2 Technologie können unsere Beacons nicht nur deutlich genauer lokalisiert werden, sondern sich auch untereinander vernetzten. Durch integrierte Sensorik und erweiterbaren Speicher, verschiedenfarbige LEDs, ein Summer, einen Taster sowie ein Display sind eine Vielzahl an weiteren Szenarien abbildbar, welche über OTA-Updates flexibel ergänzt werden können. Von der digitalen Qualitätssicherung kritischer Bauteile, über den papierlosen Fertigungsauftrag, bis hin zu einem Pick-by-Light System ist mit den loopa.Beacon´s vieles möglich – woran wir anfangs selbst noch gar nicht gedacht hatten. Da wir den Beacon entwickelt haben und selbst produzieren, haben wir die Umsetzung neuer Szenarien in der eigenen Hand und können auch schnell auf Kundenanfragen reagieren.“
Welche Möglichkeiten haben Interessenten sich über den Einsatz und die Möglichkeiten von loopa zu informieren?
Harald Rodler:
„Neben der Möglichkeit die Lösung direkt bei Scheidt & Bachmann vor Ort in der Produktion zu begutachten, gibt es in den kommenden Wochen und Monaten zahlreiche (Online-)Veranstaltungen, bei welchen wir unsere Lösung der Öffentlichkeit präsentieren werden.
Speziell unser loopa OnDemand-Webinar möchte ich dabei hervorheben. Hier haben wir einen ersten Einblick in unsere Systemlösung vermittelt.
Im Jahr 2022 geht es dann weiter. Insofern es die COVID-19 Situation im nächsten Jahr zulässt, werden wir unsere Systemlösung im Rahmen eines Showcases auf der LogiMAT2022 in Stuttgart sowie auf weiteren Events und Veranstaltungen präsentieren.
Darüber hinaus bieten wir Interessenten aber auch jederzeit die Möglichkeit, die Systemlösung und einen möglichen Einsatz im jeweiligen Szenario im Rahmen eines individuellen Termins zu besprechen.“
Sie haben Fragen zu loopa? Kontaktieren Sie uns gern: [email protected] oder laden Sie sich den loopa Solution Brief herunter:
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