NTT DATA Business Solutions
Timo Bögeholz | Februar 2, 2023 | 5 min.

Anbindung von Materialflusssystemen – Dialoge zur Interaktion

Ein Automatiklager bietet neben der kompakteren und dadurch günstigeren Lagerung das größte Potential im Bereich der Durchsatzmenge. Hierfür muss eine optimale Steuerung sichergestellt sein. Aber auch die Dialoge für die Interaktion mit dem Lager sind für die Kommissionierleistung von großer Bedeutung.

Image Förderstrecke Automatiklager

Arten der Anbindung – Lagersteuerrechner (LSR) oder direkt?

Für die Anbindung eines Automatiklagers bietet das SAP EWM verschiedene Möglichkeiten an. Es kann die EWM-LSR-Schnittstelle verwendet werden, um einen bereits existierenden Lagersteuerrechner anzubinden. Dabei gibt es verschiedene Integrationsvarianten: Von der Ausführung der Lagerbewegungen bis hin zur vollständigen Verwaltung (Lagerplätze, Behälter etc.) durch den LSR.
Alternativ kann über die Materialfluss-Komponente (MFS) auf einen LSR verzichtet werden. Die Speicherprogrammierbare Steuerungen (SPS), welche für die Steuerung der einzelnen Segmente und Meldepunkte zuständig sind, werden über Telegramme angesteuert.
Beide Varianten haben als Ziel den Durchsatz an Behältern oder Paletten möglichst zu optimieren und so eine hohe Kommissionierleistung sicherzustellen.

Der Kommissionierdialog als Schnittstelle

Neben der technischen Steuerung des Automatiklagers hängt die Kommissionierleistung stark von der Bediengeschwindigkeit (Usability) des Kommissionierdialogs ab.
Dieser sollte den Mitarbeitenden alle für die Kommissionierung notwendigen Informationen möglichst einfach und gut sichtbar darstellen.
Die wichtigsten Informationen sind das zu kommissionierende Material und die Menge. Aber auch die Belegart, die Route oder die noch verbleibende Anzahl an Ladungsträger für den aktuellen Kommissionierauftrag können von Relevanz sein.
Mit einer intuitiven Ausnahmebehandlung, bspw. bei Differenzen oder der einfachen Möglichkeit eines Nachdrucks, kann die Interaktionszeit mit dem Dialog minimiert werden.
Im Allgemeinen gilt, dass die notwendigen Eingaben pro Pick auf ein Minimum reduziert werden sollten.

Screenshot Mockups MFS Dialoge

MFS-Dialoge 1: Bildabfolge einzelner Mockups

Der Weg zum benutzerfreundlichen Dialog

Die Erstellung eines solchen Dialogs ist ein agiler Entwicklungsprozess. Zunächst sollte definiert werden, welche Informationen angezeigt werden, sowie welche Funktionalitäten vorhanden sein sollen. Dies hängt häufig von den gesamten logistischen Prozessen ab.
Auch die Art des Automatiklagers hat einen großen Einfluss. So beinhalten automatische Kleinteilelager (AKL) meistens Behälter mit einer Fach-Unterteilung. Diese sollte den Mitarbeitenden visualisiert werden, so dass auf den ersten Blick erkennbar ist, aus welchem Fach kommissioniert werden muss.
Bei einem automatischen Palettenlager (APL), Hochregallager (HRL) oder einem Tablarlager kann hingegen auf eine Visualisierung verzichtet werden. Hier ist, besonders bei gemischt beladenen Ladungsträgern, ein Materialbild eine große Hilfe.
Nachdem alle Anforderungen definiert wurde, kann begonnen werden, entweder mit Unterstützung von Mockup-Tools oder klassisch auf einem Blatt Papier, die einzelnen Informationen und Funktionalitäten anzuordnen. Zusätzlich sollten bereits hier die verschiedenen Bildfolgen identifiziert und angeordnet werden. Ein Kommissioniervorgang kann möglicherweise verbessert werden, wenn den Mitarbeitenden nicht zu jeder Zeit sämtliche Informationen angezeigt werden, sondern nur die zu dem Zeitpunkt relevanten.

Nachdem die Planung abgeschlossen ist, kann mit der Entwicklung begonnen werden. Hier bietet es sich an die Endanwender:innen bereits frühzeitig für Feedback mit in die Entwicklungsrunden einzubeziehen.

Zur Umsetzung empfiehlt sich die Verwendung von SAP Fiori, sowie des ABAP-Push-Channel (APC). Der APC wird als Technologie zum automatischen Auffrischen des Dialogs bei Ankunft des Ladungsträgers am Kommissionier-Punkt genutzt. Dadurch können Wartezeiten bis zur Anzeige vermieden werden.

Neben der Kommissionierung ergeben sich weitere Funktionalitäten, welche mit Hilfe eines eigenen Dialogs oder durch Abgrenzung von verschiedenen Modi innerhalb eines Dialogs umgesetzt werden können. Diese sind bspw. die Einlagerung, die Inventur oder manuelle Anforderungen. Zusätzlich kann es auch eine Verbindung zwischen den einzelnen Funktionalitäten geben, wie z.B. ein nach der Kommissionierung leer werdenden Behälter, welcher durch eine Inventur gezählt werden soll.

Sie haben Fragen zum Thema? Kontaktieren Sie mich gern.

Timo Bögeholz, Senior Consultant Supply Chain Execution, NTT DATA Business Solutions
E-Mail: [email protected]