Innovationszyklen werden kürzer. Gleichzeitig ist das Ziel, Kundenbeziehungen beständiger zu gestalten. Das ist kein Paradoxon: Die breite Auswahl, die hohe Komplexität und die beschleunigte Innovationsgeschwindigkeit schaffen ständig neue Möglichkeiten zur Wertschöpfung. Dieses Interview mit Lars Janitz zeigt, wie sich Innovationen bei NTT DATA Business Solutions verändern und wie daraus zusätzliche Geschäftsmöglichkeiten abgeleitet werden können.
Mehr Möglichkeiten für Mehrwert
Management-Interview
Lars Janitz ist Executive Vice President und verantwortlich für Global Business & Managed Services. Er trat 2011 in die NTT DATA Business Solutions ein und wurde kürzlich zum Chief Managed Services Officer ernannt. Seit Beginn seiner Karriere hat er intensiv im Bereich Managed Cloud Services im SAP-Umfeld und in globalen Transformationsprojekten gearbeitet, überwiegend in Führungspositionen.
NTT DATA Business Solutions hat zwei wichtige Geschäftsbereiche: Consulting und Managed Services. Wie verändert Innovation diese beiden Bereiche?
Lars Janitz: Diese Bereiche nähern sich immer mehr an. Früher war es so, dass der Kunde eine IT-Lösung auswählte, wir sie implementierten und dann betrieben und verwalteten. Optimierungen waren von Zeit zu Zeit notwendig, was je nach Situation einen weiteren Beratungsvertrag bedeutete. Aber das war kein stabiles Geschäft, es war eher eine ereignisgesteuerte Zusammenarbeit.
Und wie ist es heute?
Dieser klassische Ansatz existiert zwar weiterhin, wird aber seltener. Grössere Auswahl, höhere Komplexität, kürzere Innovationszyklen und auch die Nachfrage nach einheitlichen Plattformen in der Cloud sind wesentliche Herausforderungen für Unternehmen. Hier kommen wir ins Spiel. Das Schlüsselwort lautet hier Beratungsdienstleistungen, die es uns ermöglichen, gemeinsam mit dem Kunden die bestmögliche Lösung zu definieren, die die Anforderungen der Branche, die Plattformstrategie und die Softwarelösungen umfasst. Das bedeutet, dass Managed Services und Consulting zunehmend Hand in Hand arbeiten. Auf diese Weise stärken wir unsere Position als strategischer Partner für Unternehmen.
Worauf genau bezieht sich das?
Wir beginnen damit, uns mit dem Kunden zusammenzusetzen und seine aktuelle Situation, sein Umfeld und die sich daraus ergebenden Anforderungen zu besprechen. Dann identifizieren wir die passenden Dienstleistungen, die wir anzubieten haben, und den jeweiligen Mehrwert. Die Kunden erhalten somit frühzeitig Beratung bei der Auswahl und Planung der IT-Landschaft, die dann die Grundlage für intensivere gemeinsame Serviceengagements bildet.
Modulare Dienstleistungen und moderne Zahlungsmodelle erleichtern es den Kunden, Plattformen und Dienstanbieter zu wechseln. Wie gehen Sie mit diesem Risiko um?
Indem wir die Chancen der technischen Entwicklung nutzen. Wir nennen es proaktives Kundenmanagement: Zum Beispiel überwachen wir die Systeme unserer Kunden in Echtzeit, um potenzielle Probleme frühzeitig zu identifizieren, zu vermeiden oder schnell zu lösen. Zudem bieten wir unseren Kunden Webinare an, die ihnen fundierte Einblicke in Innovationen und deren wirtschaftliches Potenzial sowie den spezifischen Nutzen für ihre Branche und ihre individuellen Gegebenheiten bieten. Dies bildet die Grundlage, um die bestehende Lösung des Kunden gegebenenfalls noch effizienter oder stabiler zu machen. Darüber hinaus haben wir langjährige Kooperationen mit Technologiepartnern, die es uns ermöglichen, unseren Kunden die bestmögliche Kombination aus Technologie und Prozessen aus einer Hand anzubieten.
Wie empfinden Unternehmen und ihre IT-Abteilungen eine engere Partnerschaft?
Das Technologie-Ökosystem ist heute durch Agilität, Flexibilität und schnellere Innovationen geprägt, und der Druck auf die IT-Abteilungen wächst ständig. Deshalb erwarten die Kunden zunehmend, dass wir proaktive und ganzheitliche Dienstleistungen erbringen – denn oft sind sie nicht mehr in der Lage, einen separaten Anbieter oder Lieferanten für jede Aufgabe individuell zu managen. Dank unseres Wachstums in den letzten Jahren und der Vernetzung mit unseren Tochtergesellschaften in der NTT DATA Gruppe können wir ihre Anforderungen erfüllen – und das nicht nur in Deutschland, sondern auch global.
Begrenzt die Fokussierung auf SAP diese Möglichkeiten?
Wir stehen grundsätzlich zu unserer SAP-Strategie, und die IT des Kunden sollte ebenfalls grundsätzlich auf SAP ausgerichtet sein. Aber im heutigen Ökosystem gibt es viel mehr Potenzial als zuvor: Da wir modularer denken und arbeiten, erweitern sich die Möglichkeiten, die wir den Kunden bieten können, ständig. Darüber hinaus eröffnet der Trend zu schlanken und dynamischen Projekten weitaus mehr Chancen, neue Geschäfte zu generieren.
NTT DATA Business Solutions setzt zunehmend auf proprietäre Software und andere strategische Partner. Warum ist das so?
Bis vor etwa fünf Jahren hätte man unsere Strategie als „nur SAP“ definieren können. Seitdem haben wir uns geöffnet, beispielsweise für die Microsoft Azure-Plattform oder das Service-Now-Ökosystem. Auch dies geschieht, weil es die Kunden von uns erwarten. Aber die Lösungen müssen immer in die SAP-Welt passen, denn das ist das Herzstück unserer Arbeit. Darüber hinaus hat SAP sein Portfolio im Zusammenhang mit seiner Clean-Core-Strategie gestrafft und seinen Fokus weiter geschärft. Dies bietet Partnern noch mehr Möglichkeiten, den Nutzen der Gesamtlösung für die Kunden mit Add-ons, die häufig auf eine bestimmte Branche zugeschnitten sind, und Mehrwertdiensten zu erhöhen. Die Business Technology Platform (BTP) von SAP bietet die integrative Grundlage. Mit unserem Fachwissen, beispielsweise in den Bereichen Life Sciences, Pharma, Maschinenbau oder Konsumgüter, können wir erheblichen Mehrwert bieten.
Wie entscheiden Sie, welche Ideen aufgegriffen und zu fertigen Lösungen entwickelt werden sollen?
Indem wir eine Balance zwischen einem Top-Down- und Bottom-Up-Ansatz finden. Zum Beispiel erkunden wir, an welchen innovativen Lösungen in unseren lokalen Niederlassungen gearbeitet wird, oft in Zusammenarbeit mit lokalen Kunden. Gleichzeitig beobachten wir die Entwicklungen auf globaler Ebene. Darüber hinaus haben wir unser Innovations- und Portfoliomanagement separat aufgestellt, um einen kreativen Ansatz für die Entwicklung neuer Innovationen zu ermöglichen, ohne den Druck harter Leistungskennzahlen, wie es beim Portfoliomanagement der Fall ist. Ebenso wichtig ist, dass neue Entwicklungen und Fachkenntnisse, die durch Akquisitionen ins Unternehmen kommen, den Kunden der gesamten Gruppe zugutekommen müssen. Dies muss überall dort geschehen, wo sie einen Mehrwert schaffen können. Beide Aspekte gehören zum spannenden und herausfordernden Auftrag der globalen Bereiche, die Nicolaj Vang Jessen und ich leiten.
Wie koordinieren Sie beide das?
Ein konstanter, bidirektionaler Dialog zwischen den globalen und lokalen Einheiten ist entscheidend. Wir bieten beispielsweise Schulungen zu neuen Themen für unser Vertriebspersonal und Presales-Teams auf Landesebene an, wir haben interne Websites und definieren Ansprechpartner für die jeweiligen Themen. Ausserdem haben wir Business Advisory Boards für die einzelnen Servicebereiche eingerichtet, in denen wir sehr genau auf das Feedback von Vertretern der lokalen Einheiten hören. Was uns bei den Kunden hilft, ist, dass wir nicht mehr ständig vor Ort erscheinen müssen, da digitale Meetings immer üblicher werden. Dadurch können wir unsere Kompetenzen viel besser über Ländergrenzen hinweg skalieren. Und es zeigt, dass die neuesten Innovationen für uns genauso viel Fortschritt bringen wie für die Organisationen unserer Kunden.
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